Thomas Locher -- [ALWAYS] TROUBLE WITH PRINCIPLE

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Thomas Locher
[ALWAYS] TROUBLE WITH PRINCIPLE
12/05/2006 - 12/08/2006

Der 1956 geborene Künstler Thomas Locher hat sich immer wieder für prinzipielle Grundlagen interessiert, wie z.B. Grammatik oder Recht, die so unumstößlich wirken, dabei aber über eine große Portion Fiktionalität verfügen. Die Ausstellung [ALWAYS] TROUBLE WITH PRINCIPLE ist eine Auseinandersetzung mit einigen Aspekten des Ökonomischen und teilt sich in vier unterschiedliche Arbeiten. An die räumlichen Gegebenheiten der Galerie angepasst ergibt sich eine Art Parcours, indem die Arbeit aus dem Hauptraum immer wieder in der Ausstellung auftaucht und die Funktion eines Labels, einer Kommentierung hat.

Ausgehend vom 18. Jahrhundert als eine Epoche, in der nicht nur die Frage von Schuld/Schulden/Wechsel literarisch verhandelt wird, sondern in der sich auch das Papiergeld als verbindliches Zahlungsmittel durchzusetzen begann, beschäftigt sich Thomas Locher mit dem Thema Geld als Vermittler des Austauschs sowohl der Waren als auch des kommunikativen Austauschs. [ALWAYS] TROUBLE WITH PRINCIPLE ist eine Ausstellung über das Geben, über die Unmöglichkeit der Gabe. Jacques Derrida sieht in der Gabe ein Phänomen, das es gibt und nicht gibt zugleich, das sich als ein Prinzip begrifflich nicht fassen lässt. Die Gabe ist ein widersprüchliches Phänomen, versehen mit der Fähigkeit, die Zirkulation und den Kreislauf des Ökonomischen zu befragen. Denn damit die Gabe überhaupt Gabe ist, darf sie nicht zirkulieren, sie darf sich nicht vom Prozess des Tauschs einnehmen lassen. Damit aber irgendetwas getauscht werden kann, muss es vorher gegeben worden sein.

Unentschieden zwischen Geben und Nehmen wohnt der Gabe eine Zeit inne, in der das Gegebene auf einen späteren Zeitpunkt der Rückgabe, der Verpflichtung zur Erstattung verweist, ein Supplement also, das sich in den ökonomischen Bereichen um Kredit, Schuld, Wechsel und Glaubwürdigkeit voll entfaltet.

Im ersten Raum der Galerie ist eine papierne Wandarbeit mit Motiven aus der Enzyklopädie von Diderot zu sehen; aneinander gereihte Fragmente von Darstellungen von französischen Interieurs aus der Zeit gegen Ende des 18. Jahrhunderts und ein Ausschnitt einer Abbildung von Craig Ellwood’s Case Study House #18 aus den 1950er Jahren. Mit dieser Wandarbeit wird das Thema der Ausstellung in einen größeren zeitlichen Rahmen gesetzet und der Eingangsraum in ein Dekor vor der Revolution, ein Interieur des ‚Herrn’ verwandelt.

Die Textgrundlage/Satzbeispiele für die Serie Exzerpt aus dem Exzerpt sind einem Aufsatz von Karl Marx aus den Jahren 1844/45 entnommen, der die entfremdete und die unentfremdete Gesellschaft, Geld, Kredit und Menschlichkeit thematisiert. Die Installation verweist auf wesentliche Formulierungen über die entfremdete Warengesellschaft und eine menschliche Gesellschaft, in der die Individuen füreinander produzieren und einander in ihren Produktionen (von Dingen) als Ergänzungen und Bereicherungen begegnen.

Im zweiten Raum der Galerie ist eine Installation mit gedruckten Falsch-Geld-Scheinen zu sehen, ebenfalls mit zwei Arbeiten aus Exzerpt aus dem Exzerpt vermischt.

Der Hauptraum wird mit der Text-Bild-Serie GIFT. TO GIVE. GIVING. GIVEN. GIFT, IF THERE IS ANY...(J.D.) bespielt, deren Bilder aus allgemein zugänglichen Medien – vorwiegend mit dem Motiv des Gebens, der Übergabe, Gesten der Handreichung – den Textfragmenten aus Jacques Derrida’s Donner le temps gegenübergestellt wird.

In dieser Ausstellung [ALWAYS] TROUBLE WITH PRINCIPLE geht es um (das) Geld, über falsches Geld, über nicht- richtiges-Geld, über Geld, das nicht Geld ist. Alles, was angeboten und verkauft werden kann, ist durch Geld als universales Medium repräsentierbar: es ist Repräsentant einer vermittelnden Tätigkeit, eines gesellschaftlichen Akts, ja sogar stellvertretend für den Mensch selbst. Da Geld alles repräsentieren kann, repräsentiert es auch ebenso nichts; es ist möglicherweise ein mit sich selbst identisches Ding: Geld ist Geld und nichts anderes. Geld kann möglicherweise alles außer dem einen sein: eine Gabe.

Text: Thomas Locher