Mark Dion --

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Mark Dion
28/06/2001 - 20/08/2001

Der amerikanische Künstler Mark Dion untersucht die visuelle Repräsentation von Natur und die Geschichte der Naturwissenschaften. Er arbeitet häufig mit WissenschaftlerInnen zusammen und realisiert seine Installationen, Skulpturen, Performances, Filme oder Videos auch in Institutionen außerhalb des Kunstraums wie in naturhistorischen Sammlungen. […] Naturhistorische Museen versteht er als Orte, wo wissenschaftliche Erkenntnisse über die Natur einem breiten Publikum vorgestellt werden und gleichzeitig Einblick in eine Festschreibung von Naturgegebenheiten geboten wird, die dem Lauf der Natur (jedoch) nicht entspricht. Die „Wahrheiten“, die dem Publikum vorgesetzt werden, werden durch Dions Werke kritisch hinterfragt, ironisiert und auch konstruktiv erneuert. Dion hinterfragt die Kriterien und Werte des Museums, die museale wissenschaftliche Arbeit und die Erwartungen der BesucherInnen. Seine Arbeit ist zwar mit der Naturwissenschaft eng verbunden, bedient sich aber der Strategie der Ironie, der Allegorie und des Humors. […]

Dieter Buchhart: Du arbeitest oft mit ausgestopften Tieren und biologischen Präparaten. Wofür stehen diese in Arbeiten wie Tars and Feathers oder Concrete Jungle?

Mark Dion: Die Leute sind sehr über die Darstellung von Gewalt in Tars and Feathers geschockt. Es sind nicht nur ausgestopfte Tiere, sondern sie sind aufgehängt und mit Teer bedeckt. So ist das Zeichen der Gewalt sehr konkret, an das sie gar nicht denken würden, wenn sie die ausgestopften Tiere in einer natürlichen Position sehen würden. […] In diesen Kunstprojekten geht es um die Frage der Gewalt.

D.B.: Welche Rolle spielt die Ästhetik in deinen dreidimensionalen Objekten und Installationen?

M.D.: […] Kurioserweise wird Ästhetik aus der Wissenschaft verbannt, weil Wissenschaft als objektiv verstanden wird. Aber natürlich wissen wir, dass Ästhetik in der Wissenschaft eine wichtige Rolle spielt. […] Meine Charaktere sind oft aus dem 19. Jahrhundert oder der Kolonialzeit der USA. Sie verweisen auf eine bestimmte Zeit, sind jedoch kein Hinweis auf das, was WissenschaftlerInnen eigentlich tun, sondern auf das, was die Leute denken, dass WissenschaftlerInnen tun. […]

D.B.: Was planst du für deine Einzelausstellung in bei Georg Kargl Fine Arts in Wien?

M.D.: Die Arbeit Park (Mobile Wilderness Unit) ist ein mobiles Diorama und beschäftigt sich mit der europäischen Idee von Wildnis, die sich stark von der amerikanischen unterscheidet. Ein Element dieses Verständnisses ist der europäische Wisent. Wir machen ein Diorama, das diese Art europäischer Wildnis in einer Art Wohnwagen darstellt, der von Ort zu Ort bewegt werden könnte. Er könnte in eine neue Stadt oder einen Sozialwohnbau gebracht werden und dort die Essenz von Wildnis vermitteln. Statt Natur aus dem Kontext zu nehmen und ins naturhistorische Museum zu transferieren, gehen wir vorwärts und geben die Natur zurück in die soziale Sphäre. Wir bringen das Museum zu den Menschen. Eine andere Arbeit geht auf ein Experiment aus dem 18. Jahrhundert zum Studium des Fließverhaltens von Gletschern zurück. Dabei mache ich ein Hybrid aus einer Arbeit Robert Smithsons(1) und diesem Experiment, indem ich Asphalt eine Treppe hinunterfließen lasse. Dieser wird sich sehr langsam für die nächsten 300 Jahre bewegen. Das sind zwei der essenziellen Arbeiten dieser Ausstellung. Sie wird Projekte zusammenbringen, über die ich bereits lange Zeit nachgedacht habe, die ich aber noch nicht realisieren konnte.

(1) Robert Smithson, Asphalt Rundown, Rom 1996

Dieter Buchhart, „Meine Werke sind nicht über Natur, sondern über die Idee von Natur“, Interview mit Mark Dion in: Kunstforum 157 (2001), S. 185-198.