Herbert Hinteregger --

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Herbert Hinteregger
17/01/2001 - 10/03/2001

Bald monochrom, bald in zwei, drei oder mehreren Farben schillern und gleißen die häufig quadratischen, ab und an aber auch extrem schmalen Bildtafeln Herbert Hintereggers. […] Tupfen, Schlieren, unregelmäßige Gitter- und Rasterstrukturen gibt es da, aber auch Flecken, Farbrinnen, die angesichts der Rätselhaftigkeit dieser Bilder im Betrachter Assoziationen zu Landschaften, Seen, Gebirgsformationen wachrufen. […]

Anfang der 90er entdeckte die junge Avantgarde weltweit im Zuge von Techno- und Rave-Kultur das Understatement für sich und formulierte es im Crossover. […] Der Kult um die Alltagskultur spiegelte wider, was in der Musik zur überlegenen Praxis wurde: der kreative Rückgriff auf vorhandenes oder gefundenes Material und dessen Rearrangement und Verfremdung durch Sampling, Cutting, Remixing – und dazu der Rückgriff auf Räume, denen bis dato die Weihen des offiziellen Kulturbetriebs versagt geblieben waren.

Ohne diesen Hintergrund und diese Mentalität wären Herbert Hintereggers Arbeiten nicht denkbar. So wie die nachbildhafte Erinnerung an das Moor der Kindheit das eine – intime, private, über die Malerei aber publik gemachte – Bezugssystem bildet, stellt die Jugendkultur der 90er Jahre – ähnlich den Fernsehbildern, die Herbert Hinteregger während der Arbeit im Hintergrund laufen lässt – eines der zentralen medialen und öffentlichen Bezugssysteme dieses Werks dar. […]

Während er sich im Atelier seit 1993/94 zuerst auf Papierarbeiten und bald darauf mittelformatige Leinwandbilder konzentriert [und] die Möglichkeiten des Zeichen- und Malmittels Kugelschreibertinte auf Faktur, Farbauftrag und Struktur [untersucht], zeigt er bei Einladungen zu Ausstellungen kaum jene Arbeiten, an denen er im Atelier arbeitet. Stattdessen gewährt er […] Einblick in die Bedingungen und Prozesse, die seinen Zeichnungen und Bildern zugrunde liegen: ausgepresste Kugelschreiberminen, Kartonschachteln, die irgendwann einmal mit einer Dutzendschaft von Bic-Kugelschreibern gefüllt waren, Autoschwämme von der Tankstelle, bezeichnete Schallplatten, leere Kulihülsen samt Kappe  oder einfach mit dem Kugelschreiber an die Wand geschriebene Notizen.[…]

Eine der radikalsten Formulierungen seiner Kunst steht wie ein Manifest am Beginn seiner Laufbahn: drei nicht präparierte Leinwände, die er in Kirchberg in Tirol im Hotel Bad Habits eine ganze Wintersaison der stickigen Luft eines Nachtlokals aussetzte. Hier treffen Sinnlichkeit und Reduktion, Konzept und Malerei, Präzision und Offenheit in Reinkultur aufeinander. […]

Johanna Hofleitner, „Raving Pictures – Über die Arbeiten von Herbert Hinteregger“, in: Parnass, 1 (2001), S. 88-93.