Bernd Lohaus

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Bernd Lohaus
Untitled, 2003,
Holz
45 x 207 x 34 cm
Courtesy: Georg Kargl Fine Arts, Wien

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Bernd Lohaus
Untitled, 2004,
Holz
71 x 202 x 90 cm
Courtesy: Georg Kargl Fine Arts, Wien

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Bernd Lohaus
Untitled,
Bronze
11 x 119 x 78 cm
Courtesy: Georg Kargl Fine Arts, Wien

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Bernd Lohaus
Untitled, 2004,
Karton, Wachs
36 x 47 x 36 cm
Courtesy: Georg Kargl Fine Arts, Wien

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Bernd Lohaus
Untitled, 2002,
Karton, Wachs
26 x 50 x 29,5 cm
Courtesy: Georg Kargl Fine Arts, Wien

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Bernd Lohaus
Untitled,
Bronze
33 x 49 x 29 cm
Courtesy: Georg Kargl Fine Arts, Wien

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Bernd Lohaus
Untitled, 2002,
Karton, Wachs
19 x 50 x 29 cm
Courtesy: Georg Kargl Fine Arts, Wien

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Bernd Lohaus
Untitled, 2004,
Mixed Media auf Leinwand
209 x 182,5 x 10 cm
Courtesy: Georg Kargl Fine Arts, Wien

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Ausstellungsansicht,
Bernd Lohaus Georg Kargl BOX, 2014

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Ausstellungsansicht,
Bernd Lohaus Georg Kargl BOX, 2014

Bernd Lohaus

 

Die Einzelausstellung in der Georg Kargl BOX widmet sich dem Werk des 2010 verstorbenen Künstlers Bernd Lohaus. Dieser hat ein äußerst vielfältiges und gleichzeitig kohärentes Werk geschaffen. Seine Zeichnungen, Aquarelle, die frühen Arbeiten aus Schiffseilen, Skulpturen aus massivem Holz, Wachsobjekte und Guss-Skulpturen zeugen von einem minimalen Ansatz, doch zugleich ist ihnen eine große poetische Kraft inhärent. Die Wirkung des Materials in seiner ursprünglich vorgefundenen Form, das Verhältnis der Objekte untereinander im spezifischen Ausstellungskontext und die Verwendung von Sprache stellen seine Skulpturen in enge Relation zu den grundlegenden Themen von Zeit, Raum und Mensch. 

Zentral in seinem gesamten bildhauerischen Schaffen ist die Materialität. Die Eingriffe des Künstlers sind meist zurückgenommen, das Material artikuliert sich durch die ihm eigentümliche Beschaffenheit. Dabei zählt Holz zum elementarsten Werkstoff in Bernd Lohaus’ künstlerischer Arbeit. Alte, gefundene Holzstücke und Bretter sowie gesägte Blöcke und Würfel bilden die Grundlage seiner Skulpturen. Für Bernd Lohaus ist Holz kein totes Material, sondern spricht und erzählt seine eigene Geschichte und trägt – oft verwittert oder beschädigt – die Spuren der Vergangenheit. Zeitgleich mit der amerikanischen Minimal Art setzt er sich mit Fragestellungen um das Verhältnis zwischen Werk und Betrachter unter gleichzeitiger Reduktion der formalen Mittel auseinander und bleibt dabei dennoch - möglicherweise durch den Einfluss seines Lehrers Joseph Beuys - einem naturnahen Zugang zum Material verbunden. Im Gegensatz etwa zu Robert Morris oder Carl Andre, die in ihrer strengen Programmatik danach trachteten ihre Arbeit von jeder Referenzialität zu befreien, die über ein betont nüchternes Objekt-Raum Verhältnis reichten, spielen Bernd Lohaus’ Skulpturen durch den Einsatz von malerischen Elementen oder präzisen und zugleich extrem feinen Oberflächenbehandlungen mit räumlich-illusionären Effekten, die den haptischen Wahrnehmungssinn ansprechen.

Oft versieht Bernd Lohaus seine Skulpturen zusätzlich mit Wörtern oder Wortgefügen, die mit Kreide geschrieben oder dauerhaft ins Holz gemeisselt wurden und verweist damit bereits sehr früh – ähnlich wie sein langjähriger Freund Marcel Broodthaers - auf das Verhältnis zwischen Signifikant und Signifikat.

Bei der in der Ausstellung gezeigten Bodenarbeit aus „Azobe“, das zu den schwersten und härtesten Hölzern Westafrikas gehört und beim Bau von Hafenanlagen verwendet wird, bilden die losen Balken für sich, in ihrer präzisen Positionierung zueinander und in ihrer Anordnung im Raum eine eigene Sprache und werden zu „imaginären Sockeln, zur Ausgangsbasis von Gedanken und Ideen“[1]. Die ausgestellte Arbeit ist Teil einer Werkgruppe, in der Bernd Lohaus unterschiedliche formale Anordnungen im Raum durchspielt. Auch wenn das Arrangement der einzelnen Elemente auf den ersten Blick zufällig wirken kann, basiert es auf bewusste und präzise Setzung des Künstlers: die Balken stehen aufrecht, lehnen labil nebeneinander, sind kreuzweise aufeinander gelegt, auf Keile gesetzt und dadurch gekippt, sind gestapelt oder stoßen in den freien Raum.

Für die in der Georg Kargl BOX auf einem Sockel präsentierten Arbeiten griff Bernd Lohaus auf Alltagsgegenstände wie Obstkisten oder geöffnete Pappkartons und deren Trennwände zurück. Einige bearbeitete er mit schwarzem Wachs, sodass die Oberflächenstruktur einen stark malerischen Charakter aufweist. Andere dienen ihm als Vorlage für Bronzeabgüsse. Auch deren Oberfläche stellt sich mit ihren Unebenheiten, Bruchstellen und Vertiefungen äußerst haptisch dar und lässt sogar einzelne Holzstrukturen sichtbar werden, wodurch die Materialität des Modells spürbar wird.

Bernd Lohaus Werk steht exemplarisch für die Fragestellungen einer ganzen Künstlergeneration, die sich um eine Neudefinition des Verhältnisses von Objekt, Raum und Betrachter bemühten, entzieht sich jedoch einer eindeutigen Zuordnung zu den damalig vorherrschenden Strömungen. Lohaus’ sensible, fast zurückhaltend wirkende Eingriffe in das jeweilige Material lassen zugleich deren innewohnende natürliche Kraft prägnant und wirkungsvoll hervortreten, denn: “Nur der Stumme spricht die Sprache deutlich.“[2]

 

Bernd Lohaus (1940 Düsseldorf – 2010 Antwerpen)

Nach einer handwerklichen Ausbildung als Bildhauer und Steinmetz studierte Bernd Lohaus 1963-1966 an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Joseph Beuys. 1965 hatte er seine erste Einzelausstellung „El Nacimento del Huevo“ in Madrid. 1966 gründetet er gemeinsam mit seiner Frau Anny de Decker die Galerie „Wide White Space“ in Antwerpen, in der u.a. Marcel Broodthaers, Daniel Buren und Joseph Beuys sowie Kollegen der Düsseldorfer Kunstakademie wie Gotthard Gaubner, Gerhard Richter, Reiner Ruthenbeck und Blinky Palermo ausstellten. Die Galerie bestand bis 1976.

1992 nahm er an der Dokumenta IX teil und entwickelte sich zu einem fest etablierten Namen mit internationalem Ansehen. Seine monumentalen Skulpturen begegnen uns im öffentlichen Raum, wie etwa „Bernds Terrasse“ am Schelde Ufer in Antwerpen, und sind in zahlreichen Sammlungen zugegen. 2005 waren seine Arbeiten im S.M.A.K in Ghent zu sehen und 2013 widmete ihm das Musée des Arts Contemporains in Hornu, Belgien, eine umfangreiche Einzelschau.

Text: Brigitte Marchel

[1] Luk Lambrecht, in: Bernd Lohaus, Fondation Européenne pour la Sculpture, Parc Tournay-Solvay, Brussel-Bosvoorde, 1994

[2] Zitat Bernd Lohaus: in, Bernd Lohaus, MAC’s, Grand-Hornu, 2013